Inhalt:
Ende des 19. Jahrhunderts spielt der historische Roman von Barbara Pope. Hintergrund ist die Dreyfus-Affäre. Als Dreyfus-Affäre wird der Landesverrat des jüdischen Hauptmann Alfred Dreyfus an der Französischen Republik (III.) bezeichnet. Er wurde letztendlich im Dezember 1894 aus dem Land verbannt (Teufelsinseln). Allerdings entfachte die Affäre immer wieder neue „inner“-politische Debatten um Schuld oder Unschuld Dreyfuses. Zur damaligen Zeit kippte die Stimmung in Lothringen immer mehr gegen die jüdische Bevölkerung. Diese Umstände wurden im Roman aufgegriffen.
Bernard Martin, Untersuchungsrichter in Lothringen wird mit der Klärung eines politisch brisanten Falles beauftragt: jemand hat einen Ritualmord an einem Säugling begangen. Eigentlich sollte sein Kollege Singer den Fall übernehmen, doch dieser sieht sich nicht im Stande. Werden doch schnell Verdächtigungen gegen die Juden der Gegend laut. Und Singer selbst ist Jude.
Martin spürt selbst ein gewisses Unbehagen, sich diesem Fall anzunehmen. Wohnt er doch mit der jüdischen Familie Stein in einem Haus und ist mit Singer fast befreundet. Doch ihm wird schnell deutlich, daß seine Vorgesetzten selbst Vorurteile haben und schnell mit dem Verdacht bei der Hand sind, daß es „die Juden“ gewesen sein könnten.
Und so kommt es, daß Martin tief verstrickt wird, in die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Dreyfus-Affäre. Selbst seine Ehe droht zu scheitern.

„Jakobsblut“ ist der zweite Band Ihrer Krimi-Reihe um Untersuchungsrichter Martin.

Autorin:
Barbara Pope ist Historikerin und war Professorin für Geschichte und „Women’s Studies“ an der University of Oregon. Sie lebt in Seattle und reist gerne durch Europa.

Meine Meinung:
Mir hat das Buch von Anfang an gut gefallen. Es ist ein paar Tage her, daß ich es beendet habe und auch mit Abstand finde ich es nach wie vor sehr gelungen. Einzig der doch immer drohende Zeigefinger, den ich beim Lesen stets spürte, störte mich zunehmend. Ich bin nicht sicher, ob das von Pope so gewollt ist oder ein eigener persönlicher Touch der Schriftstellerin da zu spüren. Oder ab, ob es einfach so ist, daß bei einem Buch um Verfolgung und Verleugnung von Juden immer ein bitterer Beigeschmack dabei ist…
Sehr gut gefielen mir die Charakteren. Selbst kleinere „Rollen“ sind lebendig und tiefgründig gestrickt. So blieb doch am meisten Vater Stein in Erinnerung. Martin fand ich manchmal allerdings etwas „zu glatt“.
Weniger gefallen hat mir, daß es sich wieder einmal um eine Serie handelt. Als ich das Buch bekam, dachte ich, es sei mal was anderes. Ein gut recherchierter, historischer Krimi, der ein Anfang und ein Ende hat. Ich mag dieses Aufblasen von Krimis nicht. Dieses Überschwemmen des Marktes mit Serien ist mir einfach suspekt.

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