„Die Psychologin“ bekam ich als Geschenk und wie es manchmal so ist mit Büchern, habe ich es direkt aufgeschlagen und zu lesen begonnen. Ich kannte Carolyn Jess-Cooke nicht. Von ihr wurde auch bisher erst ein anderes Werk mit dem deutschen Titel „Tagebuch eines Engels“ (OT: „The Guardian Angel’s Journal“) veröffentlicht. Carolyn Jess-Cooke wurde 1978 in Belfast, Northern Ireland geboren. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann und vier Kindern in Whitley Bay, England.
Vorab muss ich einige formale Dinge bemerken: Im Englischen heißt das Buch „The Boy who could see Demons“, was ich für das Buch deutlich passender finde, da die Geschichte des Jungen viel eindringlicher ist, als die damit verwobene Geschichte Anyas. Zudem ist der deutsche Titel irreführend. Anya ist nicht Psychologin, sondern Psychiaterin für Kinder und Jugendliche, was ein enormer Unterschied ist. Auf dem Cover steht „Roman“ – ja, das trifft es zumindest eher. Dennoch erweckt der Roman durch Cover und Klappentext sofort den Eindruck, es handle sich um einen Thriller. Dem ist aber nicht so.
Erzählt wird die Geschichte des jungen Alex, der Dämonen sehen kann und dem die nach Northern Ireland zurückgekehrte Psychiaterin Anya begegnet. Diese verliert sich total in dem Fall des Jungen, da sie deutliche Parallelen zu ihrer Tochter sieht, die sie verloren hat. Berichtet wird die Geschichte aus Anyas Sicht und anhand der Tagebucheintragungen Alex‘. Neben dem Erleben Alex‘, der über seinen Dämon Ruen erzählt und versucht, diesen zu verstehen und ihn als einzigen Freund nicht verlieren will, erfahren wir immer auch etwas über die Mißstände in Northern Ireland und die immer wieder auftretenden kleinen und großen Traumata der Bevölkerung. Kinder, die Bombenanschläge miterlebten, in der Ferne Detonationen hören und im Erwachsenenalter noch zusammenschrecken, wenn es irgendwo knallt.
Sehr gelungen fand ich, dass Jess-Cooke eine mystische Komponente miteinbaute. Und zwar wusste Ruen Dinge aus Anyas Leben, die er einfach nicht wissen konnte. Das bescherte mir einen gewissen Gruselfaktor und es hielt die Spannung aufrecht.
Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Es war eine stimmig Mischung aus gutem Plot, Hintergrundinfos über Northern Ireland und Schizophrenie, etwas Grusel und Heilung.
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