Paris, ich komme!

Nicolas Barreau hat es geschafft, mich wieder zum Lesen zu bringen. Nach all der langen Zeit, in der ich mich auf kein Buch konzentrieren konnte, Monaten, die ich frustriert jedes Werk aus der Hand legte… Eines Tages ging ich spontan an einen Ort, den ich über Monate gemieden hatte… in meine Lieblingsbuchhandlung in meiner alten Heimatstadt. Es ergab sich, da ich verabredet war. Ich hatte also nicht viel Zeit, aber Zeit genug, um mich umzuschauen und ausreichend anschließende Ablenkung, sollte ich es nicht aushalten, mich mit Büchern zu umgeben. Ich hatte gar keine Erwartungen. Ich fürchtete, ich würde relativ rasch den Laden verlassen.
Das klingt relativ ergreifend und ich möchte kurz ausholen. Nachdem ich vergangenen August einen großen Verlust erlitt, war ich so erschüttert, dass ich zu nichts mehr Zugang hatte, was mir einst etwas bedeutet hatte. Alles, was mir sonst Kraft und Mut gab, konnte ich nicht mehr für mich nutzen. Ich befand mich in einer Art Hohlraum, einem gemauerten Keller mit einem kleinen Fenster, durch das ich das Leben sah, aber nicht daran teilhaben konnte.

Nun, ich ging also mutig und mit klammen Herzen in die Buchhandlung. Ich war schon fast überrascht, als ich mich dabei ertappte, zu schlendern und zu schauen. Recht rasch blieb ich an einer Auslage hängen. Unter anderem lagen auf diesem Tisch Bücher von Nicolas Barreau. Von ihm las ich schon das ein oder andere Buch. Eine Rezension gibt es bereits auf meinem Blog zu Das Lächeln der Frauen, das ich als erstes las und welches mich damals verzauberte. Nicolas Barreau ist kitschig, französisch, leicht und voller Romantik und Liebe. Eigentlich überhaupt nicht mein Genre. Aber schafft es einfach wieder und wieder, mich in seinen Bann zu ziehen.

An dieser Auslage also fand ich Nicolas Barreaus Werke, die ich noch nicht gelesen hatte. Ich nahm recht zaghaft Die Frau meines Lebens in die Hand und schlug die erste Seite auf:

„Heute bin ich der Frau meines Lebens begegnet.“

So las ich und hörte nicht mehr auf. Ganz begeistert und überrascht, nahm ich das Buch mit und ging weiter durch die Buchhandlung. Dort fand ich dann noch Marisha Pessls neuen Roman Eine amerikanische Nacht, den ich nach kurzem Anlesen auch noch mitnahm.

Zuhause angekommen begann ich recht zügig Die Frau meines Lebens zu lesen und hatte es zwei Tage später fertig. Tief eingekuschelt mit Katze und Kaffee im Bett. Ich war selig.

In Die Frau meines Lebens schildert Barreau die verrückte Geschichte eines Buchhändlers, der in der Mittagspause in einem Café in Paris der Frau seines Lebens begegnet. Er redet nicht mit ihr. Sitzt ihr gegenüber, sein Buch falsch herum in Händen und beobachtet sie. Kurz bevor sie geht, gibt sie ihm eine Karte. Auf dieser steht, er solle sie anrufen, am gleichen Tag zu einer bestimmten Zeit. Er ist im siebten Himmel, geht im Park spazieren und wartet darauf, dass es drei Uhr wird. Doch kurz bevor es soweit ist, fliegt ein Vogel über seine Parkbank hinweg und hinterlässt auf der Karte mit der Nummer sein Geschäft… Die letzte Zahl der Rufnummer ist nun nicht mehr zu entziffern. In seiner Not wählt der Buchhändler all möglichen Endziffern durch, auf der Suche nach der Frau seines Lebens. Wider Erwarten gestaltet sich die Suche schwierig. Er hat zunächst kein Glück…
Neben allerlei kurzweiligen, verrückten Geschichten, die er durch seine Telephonate mit Fremden erlebt, wird der Leser wieder durch das wunderschöne Paris geführt, bis er am Ende auf Umwegen und mit ein bisschen glücklicher Fügung die Frau seines Lebens wiederfindet.

Ganz bezaubernd…

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