Nun ist es schon ein Weilchen her, dass die Short List zum Deutschen Buchpreis 2014 draußen ist und morgen wird sogar bereits der Preisträger bekannt gegeben werden. Ich bin allerdings immer noch mit den Büchern der Long List beschäftigt. Neben dem Buch von Franz Friedrich, welches mir Vera von glasperlenspiel13 im Rahmen einer Aktion zum Deutschen Buchpreis zur Verfügung stellte, liegt hier noch Ulrike Draesners „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“. Außerdem bin ich begeisterte Besitzerin von Hettches „Pfaueninsel“, welches es nicht nur auf die Long List, sondern auch auf die Short List geschafft hat und vielleicht, vielleicht, vielleicht sogar morgen der Preisträger des Jahres 2014 werden wird. Ich würde mich freuen!
Doch zurück zu dem Werk, dass ich Euch heute vorstellen möchte:
„Die Meisen von Uusimaa singen nicht mehr“ von Franz Friedrich. Bei der Auswahl, die Vera auf ihrem oben erwähnten Blog uns allen angeboten hat, war Friedrichs Werk eher meine Zweitwahl. Mehr interessiert und erwärmt hatte ich mich für „Drei Sprünge vom Rand der Welt“. Dennoch sprach mich das Thema an:
Franz Friedrichs Debütroman schildert im Haupterzählstrang von den Filmen einer Dokumentarfilmerin, die dem Rätsel der schweigenden Meisen auf den Grund gehen will. Darin „eingebettet“ werden verschiedene Geschichten erzählt. Mal mehr, mal weniger ausführlich. Und für mich, mal mehr mal weniger packend. Besonders gefallen hat mir der Anfang, der von dem Filmstudenten erzählt, der dringend nach Uusimaa reisen will, um herauszufinden, was mit der Dokumentarfilmerin passiert ist und warum die Lapplandmeisen nicht mehr singen. Und die Geschichte Monikas weiter hinten im Buch hat mir gut gefallen. Dazwischen tat ich mir eher schwer und fand mich in dem Buch nicht so sehr zurecht. Ich glaube, es lag daran, dass keine wirklich zusammenhängende Geschichte erzählt wurde, sondern vielmehr der Spot des Scheinwerfers plötzlich wo anders hinzielte und das vorherige Geschehen im Dunkel verschwand; lediglich der rote Faden der Lapplandmeisen blieb immer erhalten, so wie die Bühne in einerm Theaterstück immer erhalten bleibt, auch wenn sich alles andere komplett verändert.
Egal, wie ich die Geschichte oder Nicht-Geschichte fand; was mir sehr gut gefiel, war Friedrichs Sprache! Er hat über viele Sätze hinweg, das Leben der Lapplandmeise festgehalten und bringt einem bildgewaltig und doch sanft die Vielfalt der Natur nahe. Auch ansonsten ist Friedrichs Sprache klar und einprägend:
„Ein Verlangen überkam sie, sie wollte hineingreifen in das Bild, hinabsteigen in die Vergangenheit und die Menschen auf der Fotografie warnen vor der Zeit, die ihnen noch bevorstand, vor den Arbeitslagern, der Vernichtung, sie wollten sie retten vor dem Überfall der Faschisten, ihrem Auslöschungskrieg.“
Alles in allem habe ich mit „Die Meisen von Uusimaa singen nicht mehr“ zum ersten Mal ein Werk gelesen, dass auf der LongList des Deutschen Buchpreises stand. Ein Buch, das mir sicher ohne die Promotion auf den Blogs von Mara (Buzzaldrins Bücher), Vera (glasperlenspiel13) und Claudia (dasgrauesofa) nicht aufgefallen wäre (v.a. weil mich das Cover so gar nicht angesprochen hätte). Insgesamt bin ich zufrieden mit dem Werk, fand aber andere Nominierungen auf der LongList deutlich ansprechender.
5 Okt 2014 at 21:59
Es scheint sich um einen etwas zwiespältigen Roman zu handeln. Hört sich einerseits interessant an, aber auch etwas verworren. Cover und Titel sind nicht sehr aussagekräftig, aber immerhin habe ich nun durch Deine Rezi doch ein ungefähres Bild erhalten. Danke und LG !
6 Okt 2014 at 05:11
Guten Morgen. Mir fiel es recht schwer, eine Rezension über dieses Buch zu schreiben. Ich fühlte mich auch oft verwirrt oder irritiert beim Lesen. Gut, wenn die Rezi dennoch irgendwie helfen kann. 🙂
6 Okt 2014 at 11:04
Liebe Mina,
mir hat das Buch ja gut gefallen, auch wenn ich gestehen muss, dass es mir stellenweise ähnlich ging wie dir: es gab immer mal wieder Verwirrung, nicht alles habe ich verstanden. Und doch hat mich das Buch irgendwie fasziniert, komisch eigentlich. Auf jeden Fall finde ich es schade, dass Franz Friedrich es nicht auf die Shortlist geschafft hat.
Liebe Grüße
Mara