Nachdem die Buchmesse nun doch schon wieder 14 Tage zurück liegt, möchte auch ich ein wenig über meine diesjährigen Eindrücke berichten. Wie bei allem, benötige ich einfach etwas mehr Zeit, um über die Dinge, die geschehen und die mich bewegen zu schreiben.

Ich war am Mittwoch, direkt zur Eröffnung dort. Einen wirklich großen Plan hatte ich mir nicht gemacht. Ich wusste ungefähr, welche Verlage ich mir ansehen wollte und hatte für diesen Tag lediglich Nino Haratischwili und Charlotte Link auf dem Plan.

Von den Jahren zuvor, in denen ich stets nur zu den öffentlichen Tagen am Wochenende vor Ort war, war ich geprägt davon, dass ich nicht wirklich viel von den verschiedenen Ausstellern oder gar den Veranstaltungen mitbekam. Ich ließ mich eher mit der Menschenmenge treiben. Umso mehr freute ich mich, in diesem Jahr es endlich einmal zu schaffen, an den Fachbesuchertagen vorbeizuschauen. Wie schön hatte ich mir das ausgemalt! Mina und viele Bücher ihrer Lieblingsverlage. Tja, was soll ich sagen? Ich war nach einer Stunde bereits völlig verstört und irgendwie auch ziemlich enttäuscht. Mir war nie bewusst gewesen, dass die Verlage all ihre Neuerscheinungen in gefühlter 200facher Ausführung mitbringen… Also stand ich teilweise vor sich immer wiederholenden Covern von Romanen, die mich nicht wirklich interessierten (ich hatte den Eindruck, es würden nur Thriller gedruckt). Die Masse an Büchern brachte mich dann zunächst zum Kapitulieren. Ich bin raus. Hab mich mit einem Kaffee und einem Muffin unter einen Baum gesetzt und mich neu sortiert. Zufällig saß ich vor dem Forum, in dem neben dem Gastland auch die ARD im Erdgeschoss mit ihrer Bühne und der Hörbox vertreten waren. Da ich Charlotte Link dort eh sehen und hören wollte, beschloss ich, mir da drinnen einfach schon viel früher einen Platz zu suchen. Und das war genau die richtige Entscheidung! Ich kam an, es war gar nicht mal so voll, und fand einen Platz an einem der Tische. Dennis Scheck zerriss (ab und an lobte er auch) munter Bücher und ich hörte schmunzelnd zu. Besonders angetan hatte mir seine Empfehlung von „Die Bienen“ von Laline Paull, in der die Geschichte von Flora, 717 erzählt wird. Dazu gibt es bestimmt bald eine Rezi hier auf dem Blog, da ich es im Moment schon lese und begeistert bin.

Sichtlich erleichtert konnte ich mich dann neu orientieren und wartete auf das Interview mit Charlotte Link. Während sie über die Erkrankung, den Verlauf der Erkrankung und den Tod ihrer Schwester ausgefragt wurde spürte man, dass sie noch immer verärgert und enttäuscht ist, was die Ärzte angeht. In anderen Punkten, den Ohnmachtsgefühlen und den Ängsten konnte ich sie jedoch gut verstehen.

Ermutigt durch die vergangene Stunde machte ich mich erneut auf in die Hallen und kam nun deutlich besser zurecht. Vor allem,weil ich die großen Verlage einfach links liegen ließ. Ich saß längere Zeit beim Thiele Verlag und stöberte in Büchern (der neue Barreau liegt schon auf dem Nachttisch), genoß den Stand des Kain und Aber Verlags und las in den Büchern des Kinderbuchverlages Magellan (toller Verlag!). Zufällig fand ich bei Klett-Cotta bzw. Tropen eine Leseprobe von „Die Bienen“ über die ich mich besonders freute. Der Coppenrath Verlag hat mich auch überrascht. Ich dachte ehrlich gesagt bisher immer, dass diese nur Non Books Ware vertreiben.

Nach dem Mittagessen und einem weiteren Kaffee fand ich dann eher zufälllig den Weg zum Interview mit Lesung von Ken Follett. Obwohl ich Ken Follett sehr gerne lese und unzählige Werke von ihm hier habe, dachte ich zunächst, dass ich ihn nicht live sehen muss. Da es aber ein wenig vor sich hintröpfelte und ich keine Lust auf Hallenluft hatte, setzte ich mich dann doch in die Zuschauermenge. Und ich muss sagen, das war mein schönstes Erlebnis auf der Buchmesse. Ken Follett ist auf so vielen Ebenen beeindruckend. Die Art, wie er die Recherche seiner Bücher angeht, wie intensiv und wie lange er an seinen Werken arbeitet und was er für ein unglaublicher Vorleser ist – das alles hat mich wirklich zutiefst beeindruckt. Er las aus dem letzten Band seiner Jahrhundert-Saga vor und gab am Ende bekannt, dass er derzeit am letzten Band Kingsbridge-Saga (Die Säulen der Erde, Die Tore der Welt) arbeitet. Mit seinem Erscheinen kann in ca. sechs Jahren gerechnet werden.

Ein weiteres Highlight des Buchmesse-Mittwoch war die Lesung von Nino Haratischwili, die aus ihrem Buch „Das achte Leben“ vorlas (nachdem sie den Kampf gegen das zu leise eingestellt Mikro gewonnen hatte). Von Nino Haratischwili war ich überrascht. Ihre Sprache in dem Buch ist so dicht und symbolträchtig, so voller Geschichte, dass ich im ersten Moment ganz verwundert war, wie locker und alltäglich sie im Interview daherredete. Aber ich empfand sie insgesamt als sehr authentisch.

Nach Ninos Lesung strandete ich noch zufällig bei einer Buchhändler Diskussionsrunde über Benehmen in der Buchhandlung, die ich sehr spannend fand. Grundlegend ging es um die Frage: „Wie sage ich meinem Kunden, wenn er sich nicht gut benimmt?“ Für mich als tiefenpsychologisch arbeitende Psychotherapeutin war das natürlich sehr hörenswert und hat mich danach die ganze Fahrt nach Hause beschäftigt.

Zum Teil bin ich noch immer voller Eindrücke von der Messe. Aber das ist auch gut so, dann wird mir das Jahr bis zur nächsten nicht so lang. 🙂

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