Ihr Lieben,
eigentlich, ja eigentlich, gehört Benjamin Lebert mit seinem Roman „Crazy“ zusammen mit Alexa Hennig von Lange („Relax“) und Benjamin von Stuckrad-Barre („Soloalbum“) zu den Autoren, die mir zu Beginn der 2000er das Lesen zeitgenössischer deutscher Literatur reichlich vermiest hatten. Nach den Büchern der drei genannten Schriftsteller machte ich bis heute einen goßen Bogen um das von ihnen bediente Genre. Nur geschah es, dass ich Benjamin Lebert als Autoren ganz vergessen hatte und somit nicht direkt weiterblätterte, als ich in einer der Verlagsvorschauen von Hoffmann & Campe seinen neuen, im vergangenen Jahr erschienen Roman „Mitternachtsweg“ entdeckte. Durch mein seliges Vergessen begann ich vorurteilsfrei zu lesen und war rasch dem Bann des „Mitternachtswegs“ erlegen.
Johannes Kieland, junger Historiker und Schrifsteller, Gothic und alleinstehend, wird in eine mysteriöse Geschichte verwickelt, als er der jungen undurchsichtigen Helma begegnet. Und er lässt sich gerne auf diese mysteriöse Geschichte ein, sammelt er doch seit der Kindheit Geschichten über rätselhafte Begebenheiten. Genaugenommen lernt er Helma durch eine dieser Geschichten kennen: es geht um das Meer, den Friedhof der Heimatlosen auf Sylt und eine tragische Liebe. Der Roman hat somit alles, was er braucht, um als in der Romantik verhaftete Schauerroman zu gelten. Und Benjamin Lebert gelingt es meines Erachtens nach ganz vortrefflich, sich diesem Genre anzunehmen.
Die Sprache ist leicht zugänglich und doch besonders, da Lebert mit seinem Roman Mitternachtsweg in ein Genre aus einer anderen Zeit eintaucht.
Einziges Manko ist in meinen Augen, die etwas nervige und an Inspector Columbo erinnernde Art des Protagonisten, sich stets im Gehen noch einmal herumzudrehen und dem Befragten eine letzte, alles entscheidene Frage zu stellen. Das fand ich überzogen und ich las irgendwann etwas verärgert darüber hinweg.
Allen, die ein Buch lesen wollen, dass in eine dunkle Meeresgeschichte über Liebe und Bessenheit mit überraschendem Ende führt, sei dieses kleine, 240 Seiten umfassende Buch ans Herz gelegt.
Es ist im Hoffmann und Campe Verlag für €18,00 gebunden erschienen. Die eBook-Ausgabe kostet €13,99.
Ich habe dieses Buch im Rahmen zweier Blog-Projekte gelesen:
Backlist-Jahr
Hoffmann und Campe Reihe
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