Die Geschichte von Chani und Baruch hat mich von Anfang an Mitten in die Geschehnisse der jüdisch-orthodoxen Brauchtürmer geworfen, die mir bis dahin gänzlich unbekannt waren.
Als ich von Eve Harris‘ Debüt Roman erfuhr, war ich sofort neugierig, kann man es doch schon fast als neuen Leseschwerpunkt von mir bezeichnen, dass ich zunehmend Bücher über Isreal und Palästina lese. Mich berührt die Geschichte der Menschen immer mehr und ich tauche gerne ein, in diese mir so fremde Welt.
Chani und Baruch sollen heiraten. Sie lieben sich nicht, denn sie kennen sich kaum.
Chani hat vor Baruch einige potentielle Ehemänner ausgeschlagen und muß sich langsam entscheiden. Baruchs Mutter hätte gerne eine andere als Chani an der Seite ihres Sohnes. Allein schon, weil sie in der intelligenten, aufgeweckten Chani nicht die passende Frau für einen angehenden Rabbi sieht. Keine allzu guten Vorraussetzungen für einen gelungenen Start in das Abenteuer Ehe. Baruch selbst ist mehr als schüchtern und hat Angst, als Ehemann nicht bestehen zu können.
Neben Chanis und Baruchs Geschichte tauchen wir ein in die Geschichte von Chaim Zilberman, Rabbi und seiner Frau Rebecca, Rebbetzin Zilberman. Sie haben einst aus Liebe geheiratet und die damals offene und lebensbejahende Rebecca hat sich dieser Liebe wegen den Zwänge seiner Religion unterworfen.
Der Roman beginnt mit der anstehenden Hochzeit, um dann unerwartet immer wieder in die jeweiligen Vergangenheiten der oben genannten Protagonisten zu springen und dem Leser deren eigene Geschichte in einer jüdisch-orthodoxen Gemeinschaft zu erzählen.
Mich hat der Roman von Beginn an bewegt. Die Verwendung jiddischer Begriffe – die einem Glossar am Ende des Buches erläutert werden – hat eine dichte, real wirkende Atmosphäre entstehen lassen, so dass ich von der ersten Seite an das Gefühl hatte, Teil der Geschichte zu sein.
Zu etwas Besonderem wurde dieses Buch jedoch dadurch, dass es Eve Harris gelang, eine spannende Geschichte zu schreiben, die einem wie nebenbei und selbstverständlich in eine völlig fremde Glaubenswelt entführt, die für junge Menschen wie Chani und Baruch noch heute ganz alltägliche ist und die ich mir als gänzlich westlich erzogene Frau ohne strengen Glauben kaum vorstellen kann.
Sehr erhellend und trotz der Komplexität ein Pageturner!
Erschienen ist „Die Hochzeit der Chani Kaufman“ im Diogenes Verlag. Als Taschenbuch kostet es € 16,00, als ebook €13,99. Die wirklich gelungene Übersetzung aus dem Englischen stammt von Kathrin Bielfeldt.
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