Auf den Roman „Der See“ von Banana Yoshimoto war ich wirklich äußerst gespannt. Schon lange hatte ich nichts mehr aus Japan gelesen.

der seeKlappentext.
Abend für Abend steht er am Fenster, eine fast körperlose Silhouette. Seine Nachbarin von schräg gegenüber fühlt sich zu ihm hingezogen. Zwei junge Menschen in der Großstadt Tokio. Eine Annäherung beginnt. Chihiro, Kunststudentin, genießt es, als ihr Nachbar Nakajima, Medizinstudent, immer häufiger über Nacht bei ihr bleibt, sie fühlt sich bei ihm aufgehoben. Sie ist Kind einer glücklichen, aber nie legalisierten Liaison zwischen einer Bardame und einem reichen Geschäftsmann, hat viel erlebt und ist eine Frau, die mit dem Körper denkt. Daher spürt sie umso deutlicher, dass Nakajima mit seinem Körper nicht zurechtkommt. Dass er etwas erlebt haben muss, was ihn lähmt. Eines Tages bittet er sie, ihn zu begleiten: zu zwei Freunden an einen einsamen, geheimnisvollen See. Dort scheint er etwas zu suchen, was ihn von einer unheilvollen Vergangenheit befreien könnte.

Als ich anfing, in dem Buch zu lesen, war ich ganz verzaubert von der zarten, ruhigen Sprache der Schrifstellerin. Sie schaffte es, innerhalb von zwei, drei Seiten mir ein Gefühl von Erholung und Abtauchen zu vermitteln. Und diese wunderbare Sprache bleibt einem im gesamten Buch erhalten. Und trägt für mich viel dazu bei, dass ich das Buch zu Ende lesen konnte. Denn leider muss ich sagen, dass ich inhaltlich nur wenig mit dem Buch anfangen konnte.

Mich hat die Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten von Anfang eher verstört und die geschilderten Begebenheiten und Gedanken wirkten auf mich befremdend. Hinzu kommt, dass die Geschichte für mich sehr konstruiert wirkte. Ich hatte den Eindruck, dass Banana Yoshimoto auf einen Trend in ihrem Land aufsprang (wie gehen die jungen Japaner mit Liebe und Bindung um), ohne dass sie die Thematik wirklich durchdrang.

Ich muss allerdings auch einräumen, dass es nicht das erste Mal ist, dass ich ein Buch eines hochgelobten japanischen Schriftstellers in die Hand nehme (oder hier einer Schrifstellerin) und die Begeisterung dafür nicht nachvollziehen kann.

Ich könnte mir daher vorstellen, dass Freunde der japanischen Literatur durchaus Freude an diesem Roman finden könnten. Für mich war es nun definitiv der letzte Versuch mit japanischer Literatur.

Die zarte Sprache wird mir dennoch in guter Erinnerung bleiben.

Erschienen ist das Buch im Diogenes Verlag. 2015 für €12,00 als Taschenbuch und 2014 als Leinen-Hardcover-Ausgabe für €19,90. Als ebook erhaltet ihr es außerdem für €9,99. Die Übersetzung ins Deutsche leistete Thomas Eggenberg.

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