Als ich schon den Titel las, musste ich schmunzeln. „Gastrosexuell – Männer, die fürs Kochen brennen“ – ich musste sofort an einen sehr kochbegeisterten Mann aus meiner Familie denken. Er könnte sofort auch in dieses Buch aufgenommen werden. Denn er ist ebenso gastrosexuell, wie es die Männer sind, die von Svenja Jelen in ihrem Kochbuch vorgestellt werden. Zur Erklärung: gastrosexuelle Männer sind Männer, die mit großer Leidenschaft und Hingabe nach Feierabend oder am Wochenende in der Küche stehen und für sich, ihre Familie und ihre Freunde kochen. Sie gehen gerne Lebensmittel einkaufen, um diese dann teils sehr aufwendig zu verarbeiten. Sprich, sie kochen letztlich privat auf Gastroniveau.

In dem vorliegenden Buch werden nicht nur die Kochrezepte vorgestellt, sondern auch die Männer hinter den Kochrezpeten poträtiert. Die Idee hat mir gut gefallen. Und sie ist auch gelungen. gastrosexuellJede einzelen Vorstellung ist interessant, die Personen hinter den Rezepten individuell und kreativ. Das Buch startet übrigens mit einem sehr kurzweiligen Vorwort von Denis Scheck. Unter anderem äußert dieser dort:  „Gastrosexuelle sind konvertierte Astrosexuelle [Anm. d. V.: damit sind die Männer gemeint, die früher davon träumten Astronaut zu werden, und dass das höchste der Gefühle war], denen auf dem Weg zur Arbeit in der Straßenbahn irgendwann dämmerte, dass es mit dem Job bei der NASA vermutlich nichts mehr wird.“

Wie immer, wenn ich ein Kochbuch vorstelle, habe ich Rezepte daraus zunächst getestet. Hier kam es allerdings zu ersten Problemen: dieses Buch bedient das Klischee, dass Männer vor allem eines gerne Essen: FLEISCH. Es gab zwar vegetarische Vor- und Nachspeisen und ich glaube, zwei vegetarische Hauptgänge (zweimal Risotto), doch ansonsten strotzt diese Buch von totem Tier. Und dann noch teilweise schwer zu bekommendem Tier. Mein nächstes Problem war dann: ich wollte sehr gerne ein Fleischgericht ausprobieren, doch es war mir einfach in den letzten vierzehn Tagen zu warm, als dass ich Lust gehabt hätte, diese doch recht aufwendigen Rezepte nachzukochen.

Also entschied ich mich für zwei Suppen und einen Drink mit Gin.
Die Hommade Lemonade mit Gin war allerdings überhaupt nicht mein Fall. Dabei habe ich stets einen oder mehrere gute Gin im Haus, da ich sehr gerne einen Gin Tonic trinke. Die getestete frische Tomatensuppe mit Cheddar-Worcester-Baguette hingegen hat mir gut gefallen. Sie war schlicht, was das Baguette gut zur Geltung brachte. Außerdem testete ich noch die Süßkartoffelsuppe mit Chili. Diese fand ich okay, aber nicht so überragend, wie ich es mir erhofft hätte. Sobald ich mal wieder Lust auf Fleisch habe und das Wetter kühler ist, möchte ich auf jeden Fall noch die beiden Rezepte von Matthias ausprobieren: Rinderroulade deluxe in Rotweinsoße mit Kirsch-Rotkohl als Hauptgang und zum Dessert Malheur au Chocolat mit Kumquat-Sirup und Salz-Karamellsoße. Ich liebe Salz-Karamellsoße und ich liebe Rouladen. Mhmmmm…

Übrigens wurde für dieses Kochbuch von jedem Mann ein Menü zusammengestellt aus Vor-, Haupt- und Nachspeise. Die meisten davon sind wirklich recht aufwendig, wie ich finde. Für einen Kochanfänger ist das Kochbuch eher weniger geeignet. Denn wie oben schon erwähnt – hier wird auf Gastroniveau gekocht. Ich sage damit nicht, dass ein Kochanfänger nicht auf Gastroniveau kochen kann. Aber ich kenne es aus meiner Erfahrung, dass das Timing ab einem gewissen Zeitpunkt beim Kochen immer wichtiger wird. Und wenn man dann ungeübt ist, bringen einen vier Töpfe auf dem Herd, der Stabmixer in der Hand und die Törtchen im Ofen durchaus zur Verzweiflung (hier sei der Film oder das Buch „Julie & Julia“ empfohlen).

Zu Beginn des Buches gibt es einen Überblick über einge Kochutensilien und am Ende eine Auflistung von Einkaufsmöglichkeiten nach Postleitzahl. Ich kann nur die Angaben für meinen Postleitzahlenbereich beurteilen und da hätte ich mir doch eine sorgfältigere Auswahl gewünscht, sie wirkt auf mich willkürlich und nicht nachvollziehbar.

Nun möchte ich noch einmal zusammenfassend kundtun, dass mir das Buch insgesamt gut gefallen hat. Meine Kritikpunkte sind keine harten Kritikpunkte, da ich mir diese schon von vor dem Erhalt des Buches hätte notieren können, denn sie liegen in der Natur der Sache.

Anders formuliert: Männer, die gerne ausgefallen fleischreich kochen und den Aufwand in der Küche nicht scheuen; die es lieben, auch ein wenig mehr als ein Kochbuch in der Hand zu haben und Spaß an neuen Ideen und ausgefallenen Gastrorezepten für zu Hause (Sousvide Garen, Wachtel, Txogitxu Fleisch…) finden – für diese Jungs ist diese Buch gemacht!

 

Es ist im Delius Klasing Verlag erschienen und kostet im Flexicover € 19,90 und als eBook € 15,99.

 

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