Über diese Zusammenstellung bin ich eher zufällig gestolpert. Aber schon als ich Titel und Untertitel las, wusste ich: das muss ich haben! Und ich wusste schon vor der Lieferung, dass es großartig sein würde! Wie großartig, habe ich allerdings nicht mal in meinen Träumen zu hoffen gewagt!
Dass der Kampf gegen Hitler-Deutschland nicht nur mutig war, sondern oft auch große Unterhaltung, ist hier erstmals in Reden, Liedern, Hörspielen und Kabarettsendungen zu hören, mit denen viele Schriftsteller und Künstler Widerstand leisteten. Die Grußsendungen mit deutschen Kriegsgefangenen waren so beliebt, dass sie tagsüber ausgestrahlt wurden und die Hörer hohe Zuchthausstrafen oder sogar ihr Leben riskierten. Völlig vergessen sind auch die sogenannten „Geisterstimmen“ aus Moskau, die auf derselben Frequenz wie die deutschen Nachrichten sendeten und diese mit Zwischenkommentaren begleiteten. Sachkundig führt uns Hans Sarkowicz in die Welt der alliierten Propaganda ein, die ganze Geheimsender als deutsche Soldatensender tarnte. Hörbar gemachte Mediengeschichte, wie sie spannender nicht sein kann!
Mit hochspannenden Beiträgen von Thomas und Golo Mann, Lotte Lenya, Friedelind Wagner (der Enkelin von Richard Wagner) u. v. a.
Als ich Postsendung erhielt, wusste ich erst einmal so gar nicht, was in diesem Päckchen drinnen sein könnte. Es war so dick. Und dann sprang mir diese wunderbare Zusammenstellung über den Widerstand gegen Hitler auf ganzen acht CDs entgegen! Ich kann Euch gar nicht sagen, wie überrascht und erfreut ich war. Seitdem lausche ich regelmäßig diesen CDs.
Eingebettet in einen Erzählrahmen bekommen wir hier bekannte aber noch vielmehr unbekannte Radiomitschnitte aus der Zeit des Nationalsozialmus präsentiert. Der Erzählrahmen gibt zudem äußerst interessante Informationen an den Hörer weiter. Unter anderem wird ziemlich zu Beginn erzählt, wie durch die Nationalsozialisten versucht wurde, das Radio (der Volksempfänger) zum einen für jeden Haushalt erschwinglich zu machen, zum anderen dessen Sendeweite auf Deutschland begrenzt zu halten, so dass keine ausländischen Radiosender empfangen werden konnten. Die Radiopropaganda hatte wie vieles im Deutschen Reich System.
Die acht CDs sind wunderbar thematisch aufgeteilt:
- „Stimmen der Freiheit“ – Deutsche Radioprogramm aus der Emigration
- „This ist London Calling!“ – Die BBC und die deutschsprachigen Programme aus Großbritannien
- „Hier ist England! Hier ist England!“ – Der Deutsche Dienst der BBC während des Zweiten Weltkrieges
- „Proletarier aller Länder vereinigt Euch!“ – Der deutschsprachige Dienst von Radio Moskau
- „Wir sprechen im Namen des Volkes!“ – Die deutschen Emigranten- und Kriegsgefangenensender der Sowjetunion
- „We fight back“ – Deutschsprachige Sender in den USA
- „Amerika ruft Europa“ – Die amerikanischen Militärsender Radio Luxemburg und ABSiE
- Tarnen und Täuschen – Die „schwarze“ Rundfunkpropaganda der Aliierten
Ich fand die Aufteilung ganz passend und ansprechend. Farblich sind alle CDs in unterschiedlichen meist dunklen Farbtönen gehalten.
Das Booklet, wenn man es denn noch so nennen kann, ist ganze 143 Seiten stark. Mit einem aufschlussreichen Vorwort aus dem Deutschen Rundfunkarchiv (DRA). Aufschlussreich in dem Sinne, dass der Vorstand Bernd Hawlat uns hier einen kurzen, informativen Abriss über die Entstehung und den Bestand des DRA präsentiert. Anschließend erläutert darin der Herausgeber Hans Sarkowicz, der bereits mehere Veröffentlichungen zur NS-Zeit vorzuweisen hat, die Bedeutung der „ausländischen Rundfunkpropaganda für das nationalsozialistische Deutschland“. Gelungen liefert er hier eine anschauliche Zusammenfassung der Inhalte und Hintergründe der acht CDs. Neben einer Danksagung und einem Nachwort finden sich außerdem Zeittafel und eine Literaturliste im Booklet.
Mit der Veröffentlichung von „Geheime Sender“ ist Hans Sarkowicz, dem hr2 und dem Hörverlag eine Glanzleistung gelungen, die in keinem politisch interessierten Haushalt fehlen sollte (eigentnlich auch in keinem anderen!). Die Box kostet € 35,00.
Weitere interessante Links zu „Geheime Sender“:
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