– Werbung, da Rezensionsexemplar
Beim Stöbern in der aktuellen „Taschenbuch“-Ausgabe des buch aktuell gab es einen kleinen Bella Italia-Schwerpunkt, in dem ich das Buch „Tante Giulietta tanzt“ in den Empfehlungen entdeckte. Es klang nach einem Buch voller Lebenslust und alltäglichen Krisen und erinnerte mich ein wenig an mein zuvor gelesen und geliebtes Buch „Wenn Träume wurzeln schlagen“ von Julia Parin. Also habe ich spontan beim Verlag angefragt, ob sie mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung stellen würden. Was sie taten. Voller Vorfreude habe ich mich sofort nach dem Auspacken in die Geschichte aufgemacht (Klappentext):
„Liebenswert, humorvoll und ein bisschen verrückt: Benvenuto bei Familie Boscolo
Im italienischen Städtchen Rivabella hat sich Vewandtschaftsbesuch aus den USA angekündigt und versetzt Familie Boscolo in Aufruhr. Jeremy soll im zweiten Stock des Familienhauses untergebracht werden – doch die Wohnung ist seit Jahren heimlich an Lorenzo vermietet. Ein Rausschmiss ist ausgeschlossen. Denn auf dem Spiel steht nicht nur Stella Marinas unsterbliche Liebe zu Lorenzo, sondern auch das Halbfinale von >>Let’s Dance<<, in das sich Tante Giulietta mit dem attraktiven Mieter getanzt hat. Ein kleiner Schwindel sollte das Problem doch wohl lösen können, ohne die Familie ins Chaos zu stürzen…“
Das gelingt natürlich nicht. Soviel darf ich verraten. Die Familie ist in der Tat ein bisschen verrückt und bedient das Klischee der überschwenglich emotionalen südländischen Frauen. Diese Frauen haben es echt in sich und schrecken nicht einmal vor einem Mord zurück (wenn auch anders, als Ihr das jetzt beim Lesen vermutet). Neben dem kleinen Schwindel mit der Wohnung im Familienhaus, jeder Menge Liebesgefühle in verschiedenen Konstellationen und einer großen Hingabe zum Tanz, hatte ich beim Lesen immer einen warmen Sommerwind im Nacken und fühlte mich von der ersten Seite an in Italien.
Eine sehr witzige Stelle war für mich zu Beginn des Buches der Blumenmeditationskurs, den Tante Giulietta besucht. Hier meditiert sie mehr oder weniger erfolgreich über „die Schüchternheit des Veilchens“ oder „die Gefühlskälte der Tulpe“. Das konnte ich mir lebhaft vorstellen und ich musste sehr schmunzeln.
Allerdings konnte mich das Buch nicht ganz überzeugen. Ich weiß nicht genau, wie ich es in Worte fassen kann, was mir störte. Es hat mit dem Schreibstil zu tun, der mich nicht in das Buch eintauchen ließ. Es war für mich immer wieder ein bisschen zu dick aufgetragen, zu tief in die Humorkiste gegriffen. Das hatte zur Folge, dass ich eher angestrengt war, als amüsiert. Auch ansonsten irritierte mich der Schreibstil zeitweise. Ausdrücke wie „um Wunder wie beschäftigt zu wirken“ waren mir zu alltäglich, zu aufgesetzt. Auf Seite 28 schreibt die Autorin: „Gehen wir einen Schritt zurück. In jedem klassischen Roman kommt es vor, dass man einen Schritt zurück gehen muss. Und jetzt sind wir an der Reihe.“ Dieser Einstieg in das Kapitel hatte mich beim Lesen erst einmal aus dem Lesefluss gezogen. Zum einen überlegte ich eine ganze Weile, ob das stimmt, dass in jedem klassischen Roman ein Schritt zurück gegangen werden muss. Diese Überlegung zog weitere Fragen nach sich: was ist ein klassischer Roman für die Autorin, was ein Schritt zurück. Ich konnte mit dieser Aussage so gar nichts anfangen und sie auch nur verneinen, sofern es mir gelungen ist, „klassischer Roman“ und „Schritt zurück“ zu definieren. Dann hat sie jedoch etwas getan, mit dem ich gar nicht mehr klar kam: sie hat mich aus dem Nichts heraus angesprochen. „Wir“ sind jetzt an der Reihe. Oder war gar nicht „ich“ gemeint, sondern die Figuren der Geschichte? Auch das blieb mir völlig unklar und es störte mich einfach immens beim Lesen. Vor allem weil sich diese Art zu schreiben, weiter durch den Roman zog.
Mein Fazit ist daher, dass es ein schöner, leicht-luftiger Sommerroman ist, der bestimmt einigen, wahrscheinlich eher Leserinnen gefallen wird, die am Strand ohne groß Mühe in eine Geschichte eintauchen möchten. Dafür sind die Charakteren auch absolut geeignet. In ihrer Gesellschaft fühlen sich viele sicher sehr wohl.
Mich konnte der Roman jedoch nur bedingt abholen, weil ich durch meine Schwierigkeiten mit dem Schreibstil und dem für meinen Geschmack zu überzogenen Humor nicht wirklich in die Geschichte eintauchen konnte. Ich blieb draußen.
Der Roman erschien im Knaur-Verlag als Taschenbuch (€ 10,99) und ebook (€ 9,99). Übersetzt wurde er von Gabriela Schönberger.
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