Die vergangenen Wochen in unserem Gartenjahr waren hart. Nicht nur wegen unseres Umzugs vom Cottage in den Neubau nebenan und der Praxisneueröffnung im Cottage. Sondern auch aufgrund des Wetters. In diesem Jahr ist der Klimawandel so zu spüren. Noch viel ausgeprägter als in den vergangenen Jahren und Jahreszeiten. Es ist überall zu spüren: die Menschen sind gereizter, die Natur bricht in sich zusammen, Wildtiere kommen auf der Suche nach Wasser und Nahrung zu uns Menschen, im Rheinbett konnte man spazieren gehen. Hier in der Gegend geht es vielen Pferden aufgrund der Staubentwicklung richtig schlecht. Sie entwickeln chronischen Husten, müssen teils starke Medikamente nehmen. Inhalatoren für Pferde sieht man inzwischen an fast jedem Hof wie Hufkratzer als Teil der Standardausrüstung.
Gleichzeitig scheinen die Menschen immer noch nichts zu begreifen. Eine Stallkollegin arbeitet hier bei der Gemeinde und sie fuhren in den letzten Wochen jeden (!) Werktag an verschiedene Stellen zum Rhein hinaus, um den Müll des vergangenen Abends wegzuräumen. Denn an den Sandbänken wird jetzt gefeiert, Wein getrunken, gepicknickt. Abgesehen davon, dass es mir ein Rätsel ist, wie man an einem Ort entspannen kann, der uns durch den Brackwassergeruch der ausgetrockneten Seitenarme und des niedrigen Wasserstandes ganz klar sagt, dass wir über Jahrhunderte Scheiße gebaut haben, hinterlässt man zudem seinen Müll ganz einfach auf der Sandbank. Es wird ja schon wer wegräumen, oder das Wasser kommt zurück. Dann sieht man das ja nicht mehr. Ganz ehrlich? Ich glaube, dem Großteil geht es noch gar nicht schlecht genug. Solange alle noch mit dem PKW rausfahren können, sich neue Klimageräte kaufen, neue Smartphones und Klamotten, die billig irgendwo produziert wurden, um dann teuer verkauft zu werden, solange sind die Spritpreise, die Lebensmittelpreise, Strom und Gas noch gar nicht teuer genug. Versteht mich nicht falsch! Ich habe auch Angst vor all dem, was gerade passiert und vor dem, was auf uns zukommen wird. Ich will auch niemanden verurteilen. Aus mir spricht gerade der Frust und die Furcht vor dem Klimawandel.
Und den spüren wir in unserem Garten stark. Ich war in den letzten Wochen sehr überrascht, wie begeistert gefühlt alle Gärtner in den Social Media davon berichtet haben, wie toll dieses Gartenjahr ist. Denn es war heiß. Viel zu heiß. Und trocken. Viel zu trocken. Vieles, was in letzten Jahr so wunderbar und üppig blühte und gedieh, kämpft sich in diesem mit kleinen Erträgen durch den Sommer. So haben wir kaum Kürbisse, nur wenige Gurken bei sechs Pflanzen. Die Erbsen und Bohnen wollten in diesem Jahr so gar nicht werden, trotz erneuter Aussaat. Die Tomaten fanden zwar die Hitze super, aber den Hagel so gar nicht. Der Knollensellerie wird dieses Jahr ganz gut, aber der Staudensellerie ist ein Armutszeugnis.
Einiges litt allerdings auch unter dem Mangel an Zeit. Denn ich hatte wirklich prächtige Kohlköpfe herangezogen, die wir nicht zu ernten schafften. Auch der Brokkoli schoss schneller, als ich mich nach ihm umsehen konnte. Ich hoffe wirklich, dass dies im kommenden Gartenjahr wieder besser werden wird. Also das mit der Zeit.
In den nächsten Wochen möchte ich versuchen, noch zu ernten, was sich noch so im Garten tummelt. Auch wenn es aus verschiedenen Gründen ein unerwartet schwieriges Gartenjahr war, das mich oft traurig gemacht hat, gibt es noch viel zu ernten. Büscheweise Auberginen, Kartoffeln, ein bisschen Kohl, Mangold, Tomaten gibt es auch noch. Ich bin gespannt, was da alles zusammenkommen wird. Die Chilis sind gewachsen wie verrückt in diesem Jahr.
Ich werde berichten, was sich so tut.
Heute habe ich erst einmal Wintersteckzwiebeln, Knoblauch und Kerbelrübe bestellt, damit sie bald in die Beete können.
Alles Liebe Euch Gartenwuslern da draußen!
22 Okt 2022 at 09:57
Was für ein herrliches Bild;)
Schönes Wochenende
Viola