Eine Biographie über meinen geliebten Henry David Thoreau. Natürlich musste ich sie lesen. Und der Verlag war so freundlich mir dieses Buch zum Lesen und anschließendem hier rezensieren zur Verfügung zu stellen.
Thoreau ist für mich der Inbegriff des romantischen Aussteigertums. Auch wenn ich gestehen muss, dass mir das deutlich schwerer fallen würde als ihm.
Ich lasse mich von ihm gerne inspirieren, wie von vielen anderen, deren Bücher ich zu diesem Thema gelesen habe und lese oder die mir so in den Podcasts begegnen, die ich regelmäßig höre (aktuell lese ich Wolf Küpers „Eine Millionen Minuten“ und bin mit ihm hin und weg).
Doch zurück zum Buch. Der Untertitel des Buches „Waldgänger und Rebell“ zeigt dem möglichen Leser sofort auf, dass Thoreau jedoch mehr war als der von mir geliebte Waldmensch, der sich zuweilen aus der Gesellschaft zurück zog. Wobei, hier muss ich gleich erwähnen, dass er ähnlich wie ich, nicht ganz ins Einsiedlertum entschwand, als er zwei Jahre am Waldensee lebte. Er ging regelmäßig spazieren, besuchte weiter entfernt wohnende Nachbarn oder ging ins Dorf, um zum Beispiel Hefe zum Brot backen zu kaufen (was er alsbald ließ und Brot ohne Hefe backte).
Thoreau war auch eine Art Rebell. Eine Art Rebell wie alle der sich regelmäßigen treffenden Schrifsteller und Denker im Concord des 19. Jahrhunderts (mehr dazu in meiner hoffentlich bald erscheinenden Rezension zu „American Bloomsbury“ von Susan Cheever). Thoreau war äußerst gesellschaftskritisch. Auch das wissen wir von ihm und Frank Schäfer gelingt es in der Biographie diese politischen und gesellschaftskritischen Gedanken und Handlungen Thoreaus gut in seine Lebensgeschichte einzubetten (und für mich somit viel interessanter werden zu lassen).
Sieht man ab von dem, was die meisten über Thoreau wissen, eben dass er Waldgänger und Rebell war, finden sich in der Biographie jedoch so viele weitere interessante Fakten über den natursehnsüchtigen Mann, von denen ich noch nicht allzu viel wusste. Zum Beispiel war mir bisher nicht bekannt, dass er in der Bleistiftmanufaktur seines Vaters (das wusste ich noch) maßgeblich zur Verbesserung der Stabilität und Qualität der Bleistifte beitrug, in dem er einen Drillbohrer entwickelte, der ein Loch in das Holz bohrte und dieses nicht mehr wie zuvor um den Graphitstift herum geleimt wurde. Auch experimentierte er mit der Graphitmasse und fand somit heraus, dass die Beigabe unterschiedlicher Mengen von Ton den Härtegrad der Bleistifte beeinflusste. Ich bin mir nicht sicher, ob er damit quasi der Erfinder der verschiedenen Härtegrade war oder ob von dieser Manufaktur aus der gebohrte Bleistift verschiedener Härtegrade seinen Weg in die Bleistiftfabriken der Welt fand. Spannend war es dennoch, dies zu lesen und einmal mehr festzustellen, wie begabt, neugierig und interessiert er war.
Auch bis zur Lektüre dieser Biographie unbekannt war mir, dass Thoreau Nathaniel Hawthrone kannte… Und ich liebe Nathaniel Hawthrone. Sein Werk „Der scharlachrote Buchstabe“ gehört zu dem Besten, das ich je gelesen habe… Habe ich dazu bereits eine Rezension geschrieben? Nein, ich habe gerade nachgeschaut. Habe ich nicht. Werde ich nachholen müssen…
Am Ende des Buches gibt es einen kleinen Anhang. Dort findet sich sogar knapp dreiseitiges Namensregister. Eine schöne Idee, denn in dem Buch werden wirklich sehr viele Personen aufgeführt.
Insgesamt fand ich die Biographie sehr lesenswert und sie hat mir noch einmal neue Facetten Thoreaus näher bringen können.
Das Buch erschien 2017 im Suhrcamp Verlag für 16,95 Euro.
Bei dem hier besprochenen Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Das bedeutet, ich habe das Buch vom Verlag zum Rezensieren zur Verfügung gestellt bekommen. Dies hat jedoch keinen Einfluß auf meine Meinung.
Kommentar verfassen