Seit Wochen will ich nun schon die Rezension zu dem Buch online bringen, das mich a) aus meiner Leseflaute gefischt hat und b) mir half, mich für neue Genre zu öffnen.
Ich kann gar nicht rekonstruieren, wie ich auf Bov Bjergs Buch aufmerksam wurde. Ich glaube, dass es mir entweder bei Twitter auffiel oder auf einem Buchblog. Mich sprachen das Cover und der Titel an und nach kurzem Reinlesen, war klar, dass ich das Buch haben muss.
Nachdem Frieder versucht hat, sich das Leben zu nehmen, ziehen er, sein bester Freund und Erzähler der Geschichte, dessen Freundin und ein weiteres Mädel in das leerstehende Haus von Frieders toter Verwandschaft. Alle kaum 18, Abiturienten, leben fortan in einer WG, mitten in einem Dorf, in dem diese Konstellation als unerhört gilt und wenig Zustimmung findet. Mit dem Erzähler begleiten wir ihn und seine Ängste um Frieder durch einen auch heiteren Roman, der gerade heraus erzählt, wie die vier sich durchs Vorabitursleben schlagen.
Da ist wie erwähnt Frieder, der sich nicht so sicher ist, ob er auf der Welt bleiben soll. Vera, die sich nicht auf eine feste Beziehung einlassen kann, obwohl sie es gerne will. Der Erzähler, der noch so gar nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen will und ob er ds Abitur schaffen möchte. Und die ehrgeizige Mitbewohnerin, die als einzige einer klar umrissenen Zukunft entgegensteuert. Später kommen noch zwei weitere Figuren hinzu, die das Bild abrunden. Alle sechs sind äußerst unterschiedlich und sich doch ähnlich. Das Buch zeigt für mich, wie es ist, wenn sich Gemeinschaft entwickelt, zu Freundschaft wird und dann auch wieder zu Entfremdung führen kann. Mit einem traurigen Nachgeschmack, der einem nachdenklich hinterlässt, tief berührt und der einem dennoch die Echtheit des Lebens im Alltag spüren lässt.
Ich fand Auerhaus gerade deshalb so großartig, weil es nichts beschönigt. Es kommt ganz ohne Glanz und Glamour aus, erzählt eine Geschichte von einer Gruppe Adoleszenter, die sich so überall in Deutschland abspielen könnte. Auch heute noch. Und dennoch, obwohl sie so alltäglich ist, teils so traurig und beklemmend, möchte man auch mit am Tisch sitzen im Auerhaus. Möchte das Mixtape hören, dass wieder und wieder im alten Kassettennrekorder in der Küche der WG dudelt.
Wer übrigens gerne einmal in das Mixtape hineinhören möchte, der findet die Playlist auf der unglaublich gelungenen Website vom Auerhaus. Dort kann man sich neben dieser Playlist das Lied „Auerhaus“ anhören, in die Hörprobe zum Hörbuch hineinhören oder sich den Trailer zum Buch ansehen. Man erfährt ein wenig über Bov Bjerg, der in Berlin lebt und äußerst spannende Lesebühnen ins Leben gerufen hat (Dr. Seltsams Frühschoppen – wobei er diesen nach vier Jahren verließ) oder die Termine der Lesereise. Dabei habe ich gerade entdeckt, dass er auf der Frankfurter Buchmesse im Azubistro lesen wird. Vielleicht kommt ja der ein oder andere auch dort vorbei.
Erschienen ist Bov Bjergs Roman „Auerhaus“ im Verlag Blumenbar, einem Verlag des Hauses Aufbau Verlag. Es kostet gebunden €18,00 und als Hörbuch, gelesen von Robert Stadlober €16,99.
20 Sept 2015 at 21:05
klingt sehr lesenswert, kann man nochmal seiner Jugend hinterherhängen.. 😀
5 Okt 2015 at 12:58
Huhu Mina!
Also das Buch fiel mir schon vor einigen Wochen ins Auge, habe dann aber eher kritische Meinungen gelesen… Es soll wohl doch nicht so toll sein usw. Aber deine Rezension klingt super, das bestärkt mich, dass ich es mir doch mal zulegen werde und lesen muss. 🙂
Liebe Grüße!
Kathy
5 Okt 2015 at 13:20
Mich hat es total aus meiner Leseflaute geholt. Es liest sich leicht weg und hat doch Tiefgang. Also bin ich gespannt, wie Du es finden wirst!
Liebe Erkältungsfriergrüße,
Mina
5 Okt 2015 at 13:33
Oh nein, gute Besserung, werd schnell gesund! (Bin heute aber auch kränklich
)
5 Okt 2015 at 13:35
Dann wünsche ich Dir, dass Du nicht krank wirst! Ist nämlich voooooollll blöd!