Ihr Lieben dort draußen!
Seit Wochen, wirklich seit Wochen, habe ich mich auf den neuen Roman von Kate Morton gefreut. „Das Seehaus“ erschien ganz frisch im Diana Verlag. Ich entschied mich jedoch für die Lesung von Randomhouse Audio, gelesen von Esther Schweins.
Der Klappentext klingt nach einem richtigen dicken Familiengeheimnisschmöker, der einem für Stunden in eine düstere Welt voller Unglück und Vertuschung führen wird:
Im Jahr 1933 hofft die junge Alice Everdane auf eines der schönsten Sommerfester ihres Lebens. Doch dann wird das Ereignis durch das Verschwinden eines Jungen gestört und danach ist für die Familie Everdane nichts mehr wie es einst war. Siebzig Jahre später stösst die gerade suspendierte Polizisten Sadie auf ein verfallenes Sommerhaus an einem See und beginnt sich mit dem Verschwinden des Jungens auseinanderzusetzen.
Vielmehr Wissen um den Inhalt des Buches braucht man gar nicht, um auf eine spannende Geschichte hoffen zu können. Leider muss ich bei der Aussage bleiben „hoffen zu können“. Denn so wirklich überzeugen konnte mich Kate Mortons neuester Roman nicht. Die sonst so starke Schrifstellerin hat meines Erachtens nach schon in der Ausarbeitung der Charakteren etwas „geschwächelt“. Doch noch weniger gelungen erscheint mir der Plot. Alles wirkt zu konstruiert, zu eng gestrickt, wenn man sich das Personal der Geschichte vergegenwärtigt. Es bleiben keine Überraschungen, keine Fragen bleiben offen. Und der Ausgang für alle Beteiligten mündete für mich in einem Hollywood-Ende.
Dennoch hätte ich die Geschichte deutlich mehr genießen können (denn Spannung kam zwischendurch durchaus auch auf), wäre das nicht die Sprecherin gewesen. Esther Schweins las den gesamten Roman, als lese sie einem Kind ein Märchen vor. Ständig irritierte mich ihre sich hebende und senkende Stimme, ihre nicht zur Geschichte passende Rhythmik im Erzählstil. Dadurch, dass ich mich oft über die Art und Weise ärgerte, wie sie den Roman wiedergab, hatte ich manchmal sogar den Faden verloren, weil ich darüber nachdachte, was sie wohl dazu veranlasste, die Zuhörerin oder den Zuhörer zu einem siebenjährigen Kind zu „degradieren“, dem man mit viel Lautmalerei eine Geschichte näher bringt.
Mir ist schon ein bißchen schwer ums Herz, keine lobenderen Worte für den neuen Roman Kate Mortons zu finden. Und es tut mir auch leid, dass für mich Esther Schweins eine absolute Fehlbesetzung in Sachen Hörbuchlesung war. Denn als Schauspielerin schätze ich sie durchaus. Am liebesten würde ich mir den Roman noch einmal vorlesen lassen. Am besten von Anna Thalbach, die die Romane von Katherine Webb einliest oder von Simone Kabst, welche sich den Romanen von Lucinda Riley widmet.
Ich bin ansonsten einfach gespannt, was Kate Morton als nächstes veröffentlichen wird. Ich bin mir darüber klar, dass nicht alle Bücher einer guten Schrifstellerin gleich stark sein können. Und manchmal packt einen persönlicher die Thematik einer Geschichte einfach weniger. Ich glaube, mir war die Geschichte an vielen Stellen nicht düster genug. Ich hatte bei der Ankündigung des Buches einfach etwas anderes erwartete, als dass, was ich dann geboten bekam.
Ich könnte mir vorstellen, dass das (Hör-)Buch für all diejeningen etwas sein kann, die noch nicht viele Familiengeheimnisbücher gelesen haben oder sogar noch gar nichts von Kate Morton. Dann wäre der Roman ein guter Einstieg. Und wenn es jemanden nicht stört, wenn ein Sprecher oder eine Sprecherin bei einer Lesung zu viel moduliert, kann er sicher auch viel Freude mit dem Hörbuch haben!
„Das Seehaus“ erschien im Diana Verlag in der Übersetzung aus dem Englischen von Charlotte Breuer und Norbert Möllemann und kostet in der gebundenen Ausgabe €22.99, als eBook €18.99 und in der Lesung von Esther Schweins aus dem Randomhouse Audio Verlag €19.99.
2 Pingback